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Als im Herbst 2025 die Fusion der beiden Aufsichtsorganisationen OSFIN und FINcontrol Suisse AG zur neuen OSFINcontrol AG bekanntgegeben wurde, begrüsste InPaSu den Zusammenschluss zunächst als sinnvolle Massnahme zur Vereinheitlichung der Aufsichtspraxis.
Aus heutiger Sicht zeigt sich jedoch, dass dieser Schritt für viele unabhängige Vermögensverwalter weitreichendere Konsequenzen hat, als ursprünglich erwartet.
Gleiche Regeln – andere Wirkung
Das neue Gebührenreglement der OSFINcontrol entspricht inhaltlich dem bisherigen, teureren FINcontrol-Reglement. Was auf den ersten Blick nach administrativer Vereinfachung aussieht, hat für viele ehemalige OSFIN-Mitglieder erhebliche finanzielle Folgen:
- Anstelle der bisherigen abrechnungsbasierten Aufsicht nach effektivem Aufwand gelten nun fixe Pauschalbeträge
- die jährliche Aufsichtspauschale von CHF 1’600 fällt auch in Jahren ohne tatsächliche Prüfung an,
- zusätzlich kommen Grund- und vermögensabhängige Zusatzabgaben zwischen CHF 1’250 und 5’000 pro Jahr hinzu.
Gemäss mehreren Kostenvergleichen, die InPaSu anhand realer OSFIN-Fälle erstellt hat, resultieren daraus Mehrkosten zwischen 70 % und 240 % – je nach Grösse, Risiko und Prüfintervall des Instituts.
Fehlende Zustimmung und Transparenz
Rechtlich stellt sich die Frage, ob eine automatische Übernahme bestehender Aufsichtsverträge in eine neue Gesellschaft zulässig ist, wenn sich dadurch wesentliche Vertragsbedingungen ändern – insbesondere die Kostenstruktur.
Bislang wurden die betroffenen Institute nicht einzeln um Zustimmung gebeten, noch gab es eine Möglichkeit, die neuen Bedingungen aktiv zu bestätigen oder abzulehnen.
Auch der Informationsfluss verlief bisher unbefriedigend:
- Den ehemaligen OSFIN-Mitgliedern wurde kein Überblick über ihre neuen jährlichen Gesamtkosten zur Verfügung gestellt.
- Eine transparente Darstellung, unter welchen Voraussetzungen ein Wechsel zu einer anderen AO möglich wäre, blieb bislang aus.
- Auf konkrete Rückfragen von InPaSu erhielten wir zwar Antworten, diese waren jedoch ausweichend und unbefriedigend.
Diese Informationslücken untergraben das Vertrauen in eine faire Umsetzung der Fusion und werfen Fragen zur Verhältnismässigkeit und Transparenz auf – zentrale Prinzipien, die für jede Aufsichtsorganisation gelten sollten.
Marktkonzentration und fehlender Wettbewerb
Mit dem Zusammenschluss ist der bisher preisgünstigste Anbieter im Markt der Aufsichtsorganisationen faktisch verschwunden. Damit entsteht eine weitere Marktkonzentration, die für unabhängige Vermögensverwalter problematisch ist. Ein funktionierender Wettbewerb zwischen AOs war ursprünglich ein zentrales Element des Mehrstufigen-Aufsichtsmodells. Wenn sich die Auswahl auf wenige, kostenintensivere Organisationen reduziert, steht dieses Modell auf dem Prüfstand.
Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht stellt sich deshalb die Frage, ob die Kostenangleichung nach oben eine missbräuchliche Preissetzung darstellt – ein Thema, das InPaSu juristisch und politisch weiterverfolgen wird.
InPaSu initiiert gemeinsame Prüfung
Um die Situation objektiv zu klären, hat InPaSu eine Initiative zur rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Prüfung der neuen Gebührenstruktur gestartet. Betroffene Vermögensverwalter können über ein Online-Formular ihre Teilnahme erklären und ihre individuelle Kostendifferenz angeben.
Sobald eine repräsentative Zahl an Rückmeldungen vorliegt, wird InPaSu die Ergebnisse konsolidieren und eine gemeinsame Eingabe an OSFINcontrol und die FINMA vorbereiten.
Ziel ist keine Konfrontation, sondern Transparenz und Fairness – im Sinne einer ausgewogenen Aufsicht, die weder kleinere Institute benachteiligt noch Vertrauen in die Marktordnung untergräbt.
👉 Zur Teilnahme an der Initiative
Fazit
Die Fusion von OSFIN und FINcontrol war ein nachvollziehbarer Schritt zur Konsolidierung der Aufsicht. Doch zeigt sich nun, dass vereinheitlichte Strukturen nicht automatisch zu gerechteren Rahmenbedingungen führen. Gerade in einem Umfeld, in dem die FINMA die Kostenlast zunehmend auf die beaufsichtigten Institute abwälzt, braucht es Organisationen, die Kostenwahrheit und Verhältnismässigkeit gewährleisten.
InPaSu wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass diese Prinzipien nicht nur im Gesetz stehen, sondern auch im Alltag der unabhängigen Vermögensverwalter spürbar bleiben.
